Chronik Hellersdorf & Marzahn - Updates

Freitag, 10. Oktober 2014

Am 10.10.2014 verfolgen fünf Männer einen Geflüchteten, der in der Massenunterkunft in der Maxie-Wander-Straße untergebracht ist. Der Geflüchtete kann die Unterkunft erreichen, die Verfolger werden im Eingansbereich vom Sicherheitsdienst aufgehalten. Nachdem sie rechte Parolen rufen, handgreiflich werden und ihren Wunsch sich mit den Geflüchteten zu prügeln artikulieren, werden sie vor die Tür gedrängt. Die eintreffenden Polizeikräfte erteilen den Männern Platzverweise, die ihnen nach eigener Aussage bereits bekannt sind.

In Folge des Ereignisses kündigt ein Bewohner an, seinen Sohn nicht mehr mit auf Ausflüge der dort ehrenamtlich Engagierten mitgeben wird.

Quelle/n: Augenzeug_innenbericht
Samstag, 8. November 2014

In der Nacht zum 8.11.2014 wird eine Scheibe einer Unterkunft für Geflüchtete und Wohnungslose in der Otto-Rosenberg-Straße durch einen Steinwurf beschädigt. Augenzeug_innen geben an zuvor drei Jugendliche vor der Unterkunft gesehen zu haben.

Quelle/n: Pressemitteilung der Berliner Polizei vom 8.11.2014
Samstag, 8. November 2014

Am 8.11.2014 laufen gegen 1 Uhr mindestens zwei Männer durch den Oschatzer Ring in Richtung des U-Bahnhofs Louis-Lewin-Straße, brüllen BFC-Parolen, "Sieg Heil" und drohen jemanden "zu kriegen". Wer damit gemeint ist, ist nicht zu erkennen.

Quelle/n: Augenzeug_innenbericht
Mittwoch, 5. November 2014

Am 5.11.2014 treffen sich bis zu zehn Personen an der Landsberger Allee Ecke Blumberger Damm um von etwa 16 Uhr bis 18 Uhr eine "Mahnwache" durchzuführen. Mit dabei sind der NPDler Andreas Krüger, der stellvertretende Landesvorsitzende der Partei Die Rechte, Patrick Krüger, mit einer Reichsfahne und ein Pappschild René Uttkes mit der Aufschrift "Nein zu dem Asylcontainer in Marzahn und anderswo" und eines mit der Parole "Asylflut stoppen".

Quelle/n: Augenzeug_innenberichte
Montag, 3. November 2014

Am 3.11.2014 ziehen bis zu 150 Menschen durch Marzahn um anlässlich einer geplanten Unterkunft für Geflüchtete in Containerbauweise rassistische und nationalsozialistische Hetze zu verbreiten. Ursprünglich war eine "1. Marzahner Montagsdemo" unter dem Motto "Demo gegen Massenunterkunft im Containerdorf - Die Informationspolitik des Senats stinkt zum Himmel" der Bürgerinitiative Schönagelstraße angekündigt worden, jedoch aufgrund der Mobilisierung durch die Bürgerbewegung Hellersdorf / Marzahn (BBH / BBM) zu dieser abgesagt worden. Über SMS-Verteiler der BBH wurde dennoch im Laufe des Tages zum Antreteplatz an der Landsberger Allee Ecke Blumberger Damm mobilisiert.

Um die Liegenschaft, auf der die Container errichtet werden sollen, waren über den Nachmittag verstärkt Polizeikräfte zur Überwachung und Sicherung eingesetzt. Bald nach 18 Uhr, dem angekündigten Beginn der abgesagten Demonstration, ziehen sich diese weitestgehend zurück. Binnen einer Stunde sammeln sich über einhundert Personen an der Straßenecke in kleineren Grüppchen, die sich grob in rassistische Aktivist_innen und unorganisierte Anwohner_innen clustern. Am Bauzaun des Geländes wird ein über fünf Meter langes Banner mit der Aufschrift "Marzahn sagt NEIN zum Containerdorf" angebracht. Weitere Transparente tragen die Parolen "Nein zum Asylbewerber Heim" (sic) und, von NS-Aktivisten getragen, "Berlin wehrt sich gegen Asylmissbrauch - Gemeinsam in eine bessere Zukunft", die den Mob anführen nachdem Uwe Dreisch den Aufmarsch formell angemeldet hat. Ab 19 Uhr 30 geht es gut zwei Stunden über die Landsberger Allee, Raoul-Wallenberg-Straße, Märkische Allee, Mehrower Allee und über den Blumberger Damm zurück zum Treffpunkt. Über die gesamte Strecke gibt es eine Fluktuation der Teilnehmer_innen, die der kurzfristigen Mobilisierung folgen beziehungsweise in Wohnortnähe den Mob verlassen, sowie immer wieder Sympathiebekundungen anlässlich der gerufenen Parolen aus den umliegenden Wohnhäusern. Die Stimmung der Teilnehmer_innen wird als ausgesprochen aggressiv beschrieben, unter anderem werden folgende Parolen skandiert: "Deutschland den Deutschen - Ausländer raus!", "Wir wollen keine Asylantenheime!", "Nein zum Heim!", "Marzahn bleibt Deutsch", "Ru-, Ru-, Rudolf Heß", "Nationaler Sozialismus - Jetzt!" und "Ahh, Ahu, Ahu"1. Nicht wenige der Teilnehmer_innen sind dem lokal verankerten Hooligan-Milieu zuzurechnen, ein Teilnehmer trägt ein Kleidungsstück mit Bezug auf die "Hooligans gegen Salafisten". Kurz vor dem Ende versuchen etwa 30 Teilnehmer_innen in die Rudolf-Leonhard-Straße abzubiegen, werden aber von der Polizei daran gehindert. Einträchtig läuft die Zusammenarbeit der Kader der Naziparteien NPD und Die Rechte, die sich beim Anfeuern der Menge mit dem Megaphon abwechseln. Der NPD-Landesvorsitzende Sebastian Schmidtke hält zum Abschluss eine Rede, in der er die übliche rassistisch-simplizistische NPD-Weltsicht darlegt, anschließend löst der Die Rechte-Landesvorsitzende Dreisch die Versammlung in gebrochenem Deutsch auf.

Offenbar sind einige Aktivist_innen mit Fahrrädern und Autos unterwegs um etwaige Störer_innen auszumachen, vermeintliche werden vereinzelt auch von Vermummten angegangen. Ein Mann auf dem Weg zum Aufmarsch zieht im Vorbeigehen an Passant_innen ein Teppichmesser und schiebt dessen Klinge heraus. Mindestens zwei der Teilnehmer_innen werden festgenommen.

Für einen ungestörten Aufmarsch sorgen die eingesetzten Einsatzkräfte, die laut Berichten ausnahmslos jede_n Nicht-Teilnehmer_in in der Umgebung der Veranstaltung festsetzen und teilweise körperlich angreifen. Einzelne Hundertschafts-Züge durchstöbern die Grünanlagen der anliegenden Wohngebiete. Sebastian Schmidtke berichtet, er sei auf dem Weg zum Aufmarsch angegriffen worden; im Verlauf der Auseinandersetzung hätte seine polizeiliche Eskorte eine Pistole gezogen. Die folgende Berichterstattung in den bürgerlichen Medien stützt sich im Wesentlichen auf die Übernahme der polizeilichen Pressemitteilung, die von verschiedenen Augenzeug_innen als "wohlwollend" in der Schätzung der Teilnehmer_innenzahl und dem völligen Verschweigen des nationalsozialistischen Charakters der Veranstaltung eingeschätzt wird. Sogar der Darstellung, wonach sich der Personenschutz Schmidtkes beim Gebrauch seiner Schusswaffe als Polizist zu erkennen gab, wird widersprochen.

  • 1. Die Parole bezieht sich auf den Schlachtruf der Spartaner im faschistischen Blockbuster "300" (USA, 2007) und wurde in Deutschland im Milieu der "Hooligans gegen Salafisten" als Straßenparole kultiviert.
Quelle/n: Pressemitteilung der Berliner Polizei vom 4.11.2014, http://antiraportal.blogsport.de/2014/11/04/mit-waffengewalt-jeden-protest-erstickt-zum-naziaufmarsch-am-3-11-14-in-berlin-marzahn/, Augenzeug_innenberichte
Samstag, 1. November 2014

Am 1.11.2014 betreuen der NPD-Kreisvorsitzende Andreas Käfer, Kai Milde und zwei weitere NPD-Anhänger einen Infostand der Partei in der Sella-Hasse-Straße nahe einem Einkaufszentrum. Später am Tag nimmt die Gruppe zusammen mit anderen Nazis aus der Bürgerbewegung Hellersdorf an einer Demonstration gegen die Einrichtung einer Unterkunft für Geflüchtete in Berlin-Buch teil.

Quelle/n: Augenzeug_innenberichte
Freitag, 1. Oktober 2004

Am 1.10.2004 wird gegen 16 Uhr auf dem U-Bahnhof Cottbusser Platz ein Jugendlicher wegen seines Aufnähers mit der Aufschrift "Destroy Fascism" und eines Sowjetsterns von einem jungen Nazi-Proll angepöbelt: "Denk doch mal an deine Großeltern!". Daraufhin versucht dieser, jene Embleme zu entfernen, was aber abgewehrt werden kann.

Quelle/n: Augenzeug_innenbericht
Sonntag, 26. September 2004

Am Morgen des 26.9.2004 läuft gegen 2 Uhr 20 eine Gruppe von etwa sieben Personen vom Jugendklub U5 zum U-Bahnhof Cottbusser Platz. Auf dem Weg zum Bahnsteig rufen einige von ihnen "Pöbel und Gesocks - Oi Oi Oi!", woraufhin zwei Nazis mit ihren zwei Begleiterinnen die Treppen zum Bahnsteig hochgerannt kommen und unmittelbar beginnen, die Gruppe anzupöbeln und auf sie einzuschlagen. Der kleinere der beiden Angreifer trägt eine Jacke der Marke Lonsdale, blaue Jeans und hellblaue Turnschuhe der Marke New Balance, der größere einen Blaumann und Glatze; die beiden Frauen sind in Ausgeh-Garderobe und stark geschminkt. Einer der Attackierten ruft telefonisch die Polizei und wird daraufhin vom Nazi im Blaumann in Richtung Bahnsteigkante geschubst; als er kurz davor steht, wehrt er sich mit einer Taschenlampe, die er dem Angreifer auf den Kopf schlägt. Daraufhin kann die Gruppe den Bahnhof verlassen. Zwei von ihnen laufen zurück zum Jugendklub um Hilfe zu holen, die anderen rufen wiederholt die Polizei. Der kleinere Angreifer kommt nun über die Gleise in deren Richtung gelaufen, flüchtet dann aber über die Freifläche östlich des Bahnhofs in das Wohngebiet. Nachdem ein Teil der Angegriffenen wieder auf den Bahnsteig geht, trifft die Polizei ein. Der Glatzkopf im Blaumann stellt Anzeige wegen Körperverletzung gegen eines der Opfer, da ihm eine Flasche auf dem Kopf zerschlagen worden sein soll.

Quelle/n: Augenzeug_innenbericht

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